Die geplante EU Verordnung FIDA (Framework for Financial Data Access) fördert die Verknüpfung von Finanzdaten aus verschiedenen Quellen, um den Kunden passgenauere und personalisierte Finanzlösungen zu bieten. Unternehmen, die den strategischen Mehrwert einer umfassenden Aggregation und Analyse von Kundendaten erkennen, werden sich in den nächsten Jahren Wettbewerbsvorteile verschaffen und somit den Markt der Finanzdienstleistungen im Privatkundensegment weiter
Die auf die Versicherungsbranche spezialisierte Unternehmensberatung Valytics hat zusammen mit Julius Kretz, Co-Initiator und Vorstand bei FRIDA e.V., sowie Jan Wichmann, Inhaber der Beratungsboutique JWR Advisory sowie Mitgründer und ehemaliger Geschäftsführer von BANKSapi, eine umfassende Studie zu der Frage durchgeführt, inwiefern das von der Europäischen Kommission stark vorangetriebene Teilen von Finanzdaten im Rahmen der FIDA-Initiative zu einer Disruption oder Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle führen wird. Hierfür wurden Interviews mit Experten im In- und Ausland geführt sowie verschiedene Unternehmen analysiert, die ihren Kunden durch eine intensive Nutzung von Daten schon heute höherwertige und passgenauere Finanzlösungen liefern.
„FIDA wird einen Beitrag zur weiteren Effizienzsteigerung und deutlicheren Personalisierung im Bereich des Wealth Management und der Altersvorsorge leisten. Stark personalisierte und jederzeit aktualisierbare Vermögensübersichten stellen die Basis für eine effiziente und passgenaue Vermögens- und Altersvorsorgeberatung dar. Nur wer jetzt den Wert von Kundendaten erkennt und für deren Nutzung die Voraussetzungen schafft, wird mittelfristig entscheidende Wettbewerbsvorteile generieren“, so Patrick Dahmen, Geschäftsführer und Gründer der Unternehmensberatung Valytics.
Schon heute sind 40 % der Kunden bereit, persönliche Daten mit Versicherern und Banken zu teilen, sofern sie im Gegenzug entsprechende Mehrwerte hierfür erhalten. Die Europäische Kommission schafft hierfür mit FIDA, dem “Framework for Financial Data Access”, den regulatorischen Rahmen. Hierdurch sollen Innovationen im Finanzsektor sowie eine weitere Personalisierung der Produktlösungen und Kundenangebote gefördert werden.
Im Gegensatz zu PSD2 gibt es neben der deutlichen Erweiterung des Anwendungsgebiets zwei zentrale Änderungen: eine angemessene Entschädigung der Dateninhaber durch die Datennutzer für die Datenbereitstellung sowie die Begrenzung der Datennutzer auf den Lesezugriff. FIDA verlangt zudem die Schaffung branchenweit anerkannter Schnittstellenstandards (sog. Schemes) in Form klarer Datenstandards und technischer Schnittstellen (APIs). „FIDA ist ein Meilenstein für die Entstehung und Etablierung von echten digitalen Ökosystemen im Sinne von Open Insurance. Für die Versicherungsbranche kann die Verordnung ein Game Changer in der Entwicklung datenbasierter Geschäftsmodelle werden, weshalb wir deren Ziele als FRIDA e.V. ganz klar befürworten“, zeigt sich Julius Kretz, Vorstand FRIDA e.V., überzeugt.
„Die Transformation des Finanzsektors erfordert ein Umdenken über traditionelle Grenzen hinweg. Zentral dabei ist die Integration und der Zugang zu Daten, um personalisierte und maßgeschneiderte Angebote je nach Lebensphase der Kunden zu ermöglichen“, so Jan Wichmann, Managing Partner von JWR Advisory. „Partnerschaften zwischen Banken, Technologiefirmen und anderen Branchen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung innovativer, umfassender Lösungen“, ergänzt Patrick Dahmen.
Die bisherigen Beispiele aus dem In- und Ausland lassen sehr klar die Erfolgsfaktoren erkennen, die ermöglichen, wirkliche Wettbewerbsvorteile aus dem data sharing zu ziehen: (i) digitale API-basierte Plattformen zur effizienten und Nutzer zentrierten Abwicklung des Geschäfts, (ii) Data Analytics Tools zur umfassenden Verknüpfung und Analyse der Kundendaten (z.B. im Sinne von Peer-Vergleichen) sowie (iii) modulare und einfache Produkte. Hierdurch gelingt es verschiedenen Finanzdienstleistern, sich als Financial Coach und Begleiter ihrer Kunden zu positionieren.
Die von uns befragten Experten sind sich einig, dass FIDA alleine zu keiner Disruption führt, allerdings einen entscheidenden Beitrag in diese Richtung leistet. Daneben ist es entscheidend, dass das Finanzwissen der Kunden deutlich gestärkt wird, um hierdurch die Voraussetzungen zu schaffen, dass optimal aufbereitete und stark personalisierte Vermögensübersichten auch wirklich von Kunden verstanden und genutzt werden. Zudem ermöglicht die umfassende Analyse der Kundendaten effektive Umdeckungskampagnen. In Summe führt FIDA insbesondere zu einer stärkeren Personalisierung sowie Effizienzsteigerung der Vermögensanalyse und -beratung. Gewinner sind insbesondere die Finanzdienstleister und Finanzintermediäre, die die umfassende Nutzung und Analyse von Kundendaten als zentrales Element ihres Geschäftsmodells betrachten und somit bestehende Profit Pools ausschöpfen, aber sich auch neuer Ertragsquellen erschließen. Diese Active Data Leader werden früher oder später erheblich dazu beitragen, dass neue, innovative und somit disruptive Lösungen entstehen.
JWR ist eine auf die Unterstützung von Finanzdienstleistern, Start-ups und Digitalunternehmen spezialisierte Beratungsboutique und bietet umfassende Lösungen in den Bereichen digitale Transformation, Go-to-Market und Interimsmanagement. Mit über 20 Jahren Erfahrung vereint JWR bewährte Methoden aus der Unternehmensberatung und Startup-Welt für optimale Kundenergebnisse dank persönlicher, pragmatischer und ganzzeitlicher Beratung.
Eine auf die Versicherungswirtschaft spezialisierte Unternehmensberatung mit Fokus auf Strategie, Innovation und Digitalisierung. Die Beratung wurde von Dr. Patrick Dahmen & Kollegen im Jahr 2023 gegründet und arbeitet ausschließlich mit Beratern mit langjähriger Berufserfahrung in der Versicherungswirtschaft sowie einem starken Gespür für die Kultur des jeweiligen Unternehmens.
FRIDA (Free Insurance Data Initiative) e.V. ist eine der größten Open Insurance Initiativen in Europa. Als erste Initiative in Deutschland treibt FRIDA die Öffnung von Versicherungsdaten und die standardisierte Nutzung weiterer Daten bereits seit 2018 voran. Ziel ist es, standardisierte Schnittstellen zu erarbeiten, Chancen im Datenaustausch zu nutzen und Potenziale von und für die Branche aufzuzeigen.